„Definiere doch mal bitte Abenteurer“, schrieb mir Christian irgendwann einmal, da ich ständig verkürzt von ihm als dem Abenteurer sprach. Also nicht der Vielreisende oder der Referent, nein ich beharrte auf dem altmodischen, aus der Welt gefallenen Begriff „Abenteurer“. Meine Antwort darauf erfolgte zunächst spontan: „Abenteuer bedeutet, sich auf etwas einzulassen, das einem unbekannt ist, dass man, auch was den Ausgang anbelangt, nicht einschätzen kann…“ – Anschießend habe ich etwas recherchiert. Der Duden beschreibt Abenteuer als „eine, mit einem außergewöhnlichen, erregenden Geschehen verbundene gefahrvolle Situation, die jemand zu bestehen hat.“
Jeder von uns könnte sein Leben zu einem „Abenteuer“ werden lassen mit dem Unverhofften, dem Unkalkulierbaren, das etwas Erregendes an sich hat, etwas Prickelndes, mit der Gefahr zu scheitern oder ganz neue unbekannte Wege einzuschlagen. Aber, wer will das schon, oder wer traut sich das schon. Ganz anders der Abenteurer, der diesen Zustand förmlich sucht, immer und immer wieder. Seine Geschichten werfen uns auf uns selbst zurück, wer wir sind oder wir wir sein wollen. Er spiegelt unsere geheimen Wünsche, den Alltag aufzubrechen und manchmal sogar alles hinter uns zu lassen …. Der Abenteurer wird zu einem Stellvertreter für unsere verborgenen Sehnsüchte.
Wer von uns hat nicht als Kind und Jugendlicher Karl May gelesen und ist damit erstmals dem Virus „Abenteuer“ erlegen. Ich glaube, ich kannte beinahe alle seiner Bücher. Als meine Mutter mir erzählte, vielleicht war ich neun oder zehn Jahre alt, dass Winnetou eine Fiktion sei, war das schlimmer, als dass es keinen Weihnachtsmann gibt.
Die Romanhelden wurden von den Filmhelden ersetzt allen voran Harrison Ford als Indiana Jones. Wer kann nicht seine Melodie pfeifen, hat sie gar als Handy Klingelton implementiert. Indie mit seinem Hut, der Peitsche in der Hand auf der Suche nach dem verlorenen Schatz.
Christian schrieb mir auf meine Abenteurer Definition, dass er die Filmpremiere von „Jäger des Verlorenen Schatzes“ (1981) als Teenager in New York sah, als noch keiner ahnte, wie sehr diese Figur zu einem Prototyp für das Reisen ins Unbekannte werden würde: „Ich hätte mir im Traum nicht vorstellen können, dass dieser Film mein Leben auf so dramatische Weise verändern würde und dazu beigetragen hat, mich zu dem zu machen, der ich bin.“ – Den Hut wurde zu seinem eigenen Markenzeichen für die Abenteuer, die folgen sollten.
Ann: Titelfoto bin ich mit 28 Jahren.