Der perfekte Reisepartner, da muss ich natürlich an das große Abenteurer- und Forscher-Duo Alexander von Humboldt (1769 – 1859) und Aimé Bonpland (1773 – 1858) denken. Sie lernten sich im Paris der Französischen Revolution kennen, König Louis XVI war gerade geköpft worden, Humboldt schwärmte für die Freiheitskämpfer und suchte parallel intensiv eine Gelegenheit, auf Expedition in die Ferne zu gehen. Er und Bonpland trafen sich regelmäßig im Vorbeigehen in der Eingangshalle des Hauses, in dem sie beide ein Zimmer gemietet hatten.
So fügt das Leben wie zufällig zwei große Persönlichkeiten zusammen. Schon faszinierend! Humboldt war neugierig auf den jungen Mann mit seiner abgenutzten Botanisiertrommel. Sie kamen ins Gespräch. Bonpland war damals 25 Jahre alt, Mediziner und hatte bei den besten französischen Naturwissenschaftlern studiert. Er kam aus einer Seefahrer Familie in La Rochelle an der französischen Atlantik-Küste. Genau wie Humboldt wollte er auf Entdeckungsreise gehen, aber ihm fehlte das Geld, vielleicht auch das umtriebige gesellschaftliche Networking, wie es der vier Jahre ältere deutsche Aristokrat pflegte.
Andrea Wolf schreibt in ihrer Humboldt Biographie über Bonpland: „Er interessierte sich ebenfalls leidenschaftlich für Botanik und die Tropen und war darüberhinaus auch freundlich und liebenswürdig. Bonpland war athletisch gebaut, kräftig, widerstandsfähig, gesund und zuverlässig. In vielen Punkten war er genau das Gegenteil von Humboldt. Während Humboldt meist hektische Betriebsamkeit verbreitete, wirkte Bonpland ruhig und ausgeglichen. Sie waren ein großartiges Team.“ (aus: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur, Seite 69).
1799 ging es zunächst nach Spanien, wo Humboldt von König Carlos IV mit seiner Überzeugungskraft und seinem Charme die Genehmigung erhielt, die Übersee-Territorien zu besuchen. Eine absolute Ausnahme zu dieser Zeit. In dem Pass trägt sich Humboldt als Expeditionsleiter ein, Bonpland notiert er als seinen „Sekretär“. Ziel des Abenteuers von 1799 – 1804: Südamerika. Es soll für Beide das Leben verändern und für die Welt wird es zu einem Meilenstein in der Naturwissenschaft.
Bonpland schreibt: „Wir leben zusammen wie zwei Freunde, wie zwei Brüder. Die große Harmonie, die wir die ganze Zeit bewahrt haben, hat uns die zahllosen Schwierigkeiten vergessen lassen, denen wir unter den Wilden des Orinoko, des Rio Negro, des Amazonas und auf den schneebedeckten Gipfeln der große Cordillere der Anden ausgesetzt waren.“
Humboldt ist der geschickte PR Mann, er weiß, dass er für seine Forschungen die Salons in Paris, London und Berlin braucht. Regelmäßig schreibt er an seinen Bruder Wilhelm und bittet ihn um Veröffentlichung der Berichte. Er ist ein berühmter Mann schon lange bevor sie wieder zurückkehren. Wissenschaftlich kommen die Beiden sich nicht ins Gehege, Humboldt beschäftigt sich vornehmlich mit Geographie und den große Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhängen der Natur. Bonpland konzentriert sich auf die Pflanzen und ihre Einordnung, Er ist nicht der Schreiber und Literat wie sein Reisepartner. Humboldt muss ihn immer wieder drängen, das Gesammelte zu klassifizieren und zu veröffentlichen.
1805 erscheint der berühmte „Essay sur la Géographie des Plantes“ und der erste Band der „Planten Équinoxiales“. Aber der Freund schert immer wieder aus der Disziplin der Arbeit aus, die Humboldt kennzeichnet, der sein Vermögen für die Veröffentlichung seiner Büchern ausgab. Bonpland betreute derweil die Gärten der Kaiserin Joséphine und stand ihr auch sonst zu Diensten. Als sie stirbt, verlässt er Frankreich mit ihrer Hofdame.
Sein Leben in Übersee, in Venezuela, Argentinien, Paraguay und wohin es ihn sonst noch freiwillig und unfreiwillig treibt, könnte unzählige Bücher füllen und zu Hollywood Blockbustern werden. Der Ruhm gehört jedoch dem rastlosen Wissenschaftler Humboldt. Der Freund auf Ewigkeit wählte für sich einen anderen Weg trotz der zahlreichen Ehrungen: „Ich habe mich daran gewöhnt, frei zu leben, im Schatten der Jahrhundertbäume Amerikas, dem Gesang der Vögel lauschend (…). Ich ziehe es vor, was mir am meisten Freude bereitet: Meine liebste Gesellschaft, meine Pflanzen, die mein Glück und mein Leben sind …“