„Shut down“, „Lock in“, die Welt kommt notgedrungen zum Stillstand und schließt sich weg. Grenzen werden geschlossen, Betriebe und Geschäfte, Häuser und Wohnungen. Meine beiden Töchter Roma (25) und Toska (22) leben in Toulouse und in Paris, dort herrscht schon seit zwei Wochen Ausgangssperre, und wer etwas besorgen will, braucht einen Handzettel mit Uhrzeit und Anlass, eine Stunde gibt es dafür, mehr nicht. Die Frühlingssonne scheint. Die einen finden die Maßnahmen überflüssig, die anderen notwendig. Wie auch immer, wir sind gezwungen, nicht nur uns in der Isolation, im Home Office, auszuhalten, sondern auch nachzudenken, was wir zukünftig besser machen können, wie sich unser Gemeinwesen zwangsläufig verändern wird.
Dieses ist ein ungewöhnlicher Beitrag, denn er stellt mehr Fragen, als dass er schildert, was alle sowieso in den täglichen Online-Diensten lesen können.
Frage 1 an Christian, den Abenteurer, der über 130 Länder bislang besuchte und in die entlegensten Winkel dabei kam: Wie wird das Reisen der Zukunft aussehen? Eine Freundin, die in diesem Business tätig ist, schrieb mir gestern eine sms, dass es ihr nicht gut ginge. „Glaube, das ist mein innerer Stress, – den ich eigentlich nicht kenne… aber diese ganze Situation macht mir einfach sehr zu schaffen!😢“
Frage 2: Wie wird unser Zusammenleben aussehen und können wir von den indigenen Völkern lernen, die Du getroffen hast? Ich lese gerade Arno Gruen „Dem Leben entfremdet.“ (2013). Er schreibt darin sehr eindringlich: „Die ursprüngliche Natur des Menschen zu ergründen, ist nicht einfach. Über unsere Herkunft, unsere Evolution müssen wir allerdings nachdenken, um unsere Gegenwart besser zu verstehen.“ – Und an anderer Stelle heißt es ganz explizit: „Kooperation und Empathie sind die bestimmenden Faktoren unserer Evolution.“
Frage 3: Wie lernst Du Dich kennen auf Deinen extremen Expeditionen, wo Du oft an die Grenzen von Leben und Tod gerätst? Ist es so, wie Gruen schreibt und dabei Shakespeare im Kopfe hat: „Was ich bin, hat fast nichts damit zu tun, wer ich bin.“? – Wer wollen wir in der Zukunft sein, können wir Ehrgeiz und Erfolg neu definieren?
Frage 4: Wie gehen wir mit unserer Angst um, dass wir die Zukunft nicht mehr beherrschen, dass ein kleiner Virus im fernen China uns in die Knie zwingt? Es kann jederzeit wieder passieren und wird es, soviel ist gewiss!
Schon gut, schon gut, es reicht, aber es fällt mir schwer, mit dem Fragen aufzuhören. Je älter ich werde, desto mehr werden es, dabei galt ich schon als Kind als Nervensäge. Trotzdem, bitte eine noch: Unsere Ökosysteme scheinen sich mit unserer Zwangskasernierung langsam zu erholen. Kreuzfahrtschiffe liegen in den Häfen, Flugzeuge bleiben auf dem Boden. In China kann man wieder die aufgehende Sonne sehen und in Venedig wird das Wasser wieder klar. Wie können wir das erhalten und trotzdem von einer grenzenlosen (Reise-) Freiheit träumen?
Abenteurer, nun bist Du dran, mit Deinen Antworten oder hast Du gar selbst mehr Fragen, auf die es keine Erklärung gibt. Wie sieht Deine Welt in der Zukunft aus?