In diesen Tagen muss ich ständig an das berühmte Kinderbuch* denken, das ich meinen Töchtern vorgelesen habe als sie noch klein waren. Jeden Abend vor dem Schlafengehen klappte ich die ersten Seiten auf, las vor und schon fielen mir Roma und Toska ins Wort mit ihren geliebten Reisevorschlägen, die ständig weiter gingen. Das „Ich-hab-dich-lieb-bis-ans-ende-der-welt“ musste immer größere Distanzen überwinden:
„Ich habe Dich lieb bis zum Mond und zurück.“ Hieß es schon nach wenigen Tagen. Und während einer der nächsten oder übernächsten Abende ging es zum Mars, und dann zu den Sternen. Irgendwie war auch die Sonne dabei …Das war unendlich fern, am Ende der Welt.
Und wenn uns gar nichts mehr einfiel, dann kehrten wir das Spiel um, und die Liebe musste wieder ganz, ganz klitzeklein werden. Wir hatten uns lieb bis vor die Tür, und 24 Stunden später bis zur großen Eiche vor dem Haus, bis vor das Tor von unserem Park… Solange überschlugen sich die Entfernungen, bis wir wieder schier platzten vor Verliebtsein und in die nächsten Galaxie fliegen mussten.
So ist das mit der Liebe, mit der Nähe und Distanz, mit dem Reisen und das ganz besonders jetzt in Zeiten von Coronavirus. Klar, wir könnten unsere Erde verlassen und in unseren Träumen schwerelos und virenlos durch den Weltraum schweben. Oder aber, wir machen es kurz mal wieder ganz klein und reisen von dem einen Zimmer in das andere und haben uns lieb von dem Schreibtisch bis in die Küche und wieder zurück. Mal schauen wie phantasievoll wir mit dem mikroskopischen „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich Dich hab“ umgehen können.
*Kinderbuch: Sam McBartney. Anita Jeram. Weißt Du eigentlich, wie lieb ich dich hab?