„Mikroabenteuer“, es besitzt zwar nicht die Qualität zum „Wort des Jahres“, aber es ist ein Begriff, den wir verinnerlichen sollten in diesen Zeiten, in denen das Reisen stark limitiert ist. Kurz zur Historie: „Microadventure“ kommt aus dem englischen und wurde 2014 von dem Schriftsteller Alistair Humphreys erfunden als Bezeichnung für ein Outdoor-Erlebnis und für „adventures that are close to home“. Das klingt erst einmal nicht sehr sexy, aber wie heißt es so schön: Appetit kommt beim Essen.
Schärfen wir unseren Blick für den Garten. Vorschlag: Eine Nacht im Zelt unter Sternenhimmel ca. fünf Meter von Badezimmer und Küche entfernt, aber immerhin draußen (Outdoor) und unter freiem Himmel. Mücken, Tausendfüßler, unheimliche Geräusche von vorbeiknatternden Motorrädern und Betrunkenen aus dem Dorfkrug. Mal schauen, was Christian als echter Abenteurer dazu sagen kann. Wobei, Moment, echt ist das Mikroabenteuer schon, eben nur „micro“. Aber es gilt mehr denn je zu schätzen, was man hat, für sich neu entdeckt und mit der nötigen Phantasie ausstattet.
Seit vielen Jahren reise, lebe und arbeite ich auf Sylt. Wir haben in Kampen unseren Roma e Toska Concept Store in einem alten Kapitänshaus aus dem 17. Jahrhundert, das Meer lockt, ebenso wie der Drink mit Freunden, Natur und Society verbinden sich. Aber bislang gab es kein mikroskopisches Abenteuer. Das hat sich geändert mit meinem Ausflug zu den Salzwiesen von Morsum, nur wenige Kilometer von der Luxus-Welt entfernt, also sprich: vor der Haustür.
Sie gehören mit ihren über 10.000 Hektar samt Wattenmeer zum UNESCO Weltkulturerbe und werden definiert als der Bereich zwischen Meer und Land, der regelmäßig vom Wasser überflutet wird und in dem sich erstes Leben mit einer unglaublichen Vielfalt ansiedelt. Ich sage nur „Ur-Suppe“.
Den Anfang machen die Pionierpflanzen, gemeint ist u.a. Queller, aus dem sich ein prima Pesto zubereiten lässt, wie 2-Sternkoch Johannes King und meine Tochter Roma (25) uns vormachen. Es schmeck bitter und salzig, wie die Wiesen, die in das Meer hineinreichen, ein Mikrogenuss. Dazu das Schwarzbrot, ein wenig Butter und schon sind wir etwas getröstet, weil das Ferne und Ursprüngliche sich auch in der Nähe wiederfindet.
Und nun bin ich gespannt, ob Christian von der Salzwüste berichtet oder von seinem nächsten Mikroabenteuer.