Wieder einmal bin ich die Gegenspielerin zu Christian, die Zuhause-Gebliebene, die sich in Paris, Berlin oder Mailand rumtummelt(e) und von Französisch Guyana nur aus Büchern (Papillon) liest. Ich betreue keine Schildkröten in Aufzuchtstationen oder entdecke sie an einsamen Stränden, bei mir hängen sie am Hals, vornehmlich die kleinen hübschen von Yves Saint Laurent.
Warum das hier in einen Reiseblog gehört, klärt sich gleich auf. Gemeint sind die Schildkröten zunächst vordergründig als Bijoux Phantasie, Modeschmuck, hergestellt in dem Atelier von Robert Goossens in Paris, der auch für die Entwürfe von Coco Chanel zuständig war.
Yves Saint Laurent ist tot, sein Label verkauft, das Yves gestrichen, und auch Goossens gibt es so nicht mehr, seine Söhne haben das Atelier an die Familie Wertheimer, die Besitzer von Chanel, veräußert.
Der Schmuck ist also Vintage, was seinen Wert und seine Aura verstärkt. Die beiden Schildkröten stammen aus irgendwelche kleinen unbekannten Orten in Frankreich, habe es mir nicht gemerkt. Die eine, die Schwarze, gab ich der Freundin, dem Cousinchen, mit nach Thailand. Ein Geschenk.
Die Schildkröte ist das älteste Symboltier der Welt. Es steht für Kraft, für die Einheit von Himmel, Erde und Wasser. Für die Indianer steht sie für die Mutter Erde, sie schenkt die Weisheit und Harmonie des Universums. Die Freundin sollte sich ihren berühmten Panzer einverleiben, nicht mehr so dünnhäutig um die Welt reisen, Boden unter die Füße bekommen.
Wir überlegten, ob es die goldene oder schwarze Schildkröte mit dem „gläsernen“ Panzer sein sollte, die ich mit schwerem Herzen ihr schließlich in die Hand drückte. Die Erstere blieb bei mir, aber wir waren einander ein wenig gleichgültig. Die Schwarze wollte auch nicht in die Ferne, das Cousinchen bekam Ausschlag und legte sie zurück in die Schatulle.
Mittlerweile ist wieder Ordnung hergestellt, die eine ist zurück, beide brauchten sich wohl irgendwie. Und nun spinnt sich ein zarter Faden von der Couture zur Natur, von dem Symbol zum Lebewesen. Bewusst habe ich mich mit meinen kleinen Schildkröten zwischen Teil 1 und 2 der der Beiträge von Christian gesetzt. Side-by-side. Wir brauchen den Erzähler, das richtige Bewusstsein, die Mittel besitzen wir schon, um uns zu engagieren.