REISEN DER ZUKUNFT – BETRACHTUNGEN TEIL 3

Frage 5: Wie können wir unsere Umwelt bewahren und trotzdem von einer grenzenlosen (Reise-)Freiheit träumen?

Ein wertvoller Ansatz ist die Rückbesinnung auf klassische Lehnstuhl-Reisen. Geben wir doch der Fantasie mehr Chancen und Freiheiten! Die besten Abenteuer erlebt und besteht man ohnehin immer nur im Kopf. In meiner Jugend wurde ich hauptsächlich von Karl May inspiriert, heute stehen mehr reale Abenteuer im Vordergrund. Geben wir deshalb unserem Gehirn die richtige Nahrung und reisen zunehmend virtuell.

Ich verbringe viel wertvolle Zeit mit meiner Bibliothek, die mehrere hundert Reiseführer, -berichte und -dokumentation aus aller Welt umfasst

Nehmen wir uns mehr Zeit für spannende Bücher, faszinierende Vorträge, kontroverse Diskussionen – lasst uns träumen, schwelgen, nachdenken, zusammensitzen und uns mit der Welt kritisch auseinandersetzen. Die reale Erkundung der weiten Welt sollten wir uns für besondere Gelegenheiten aufsparen und viel zielgerichteter genießen. Wir sollten nicht von einem exotischen Ort zum nächsten hetzen, Länder und Orte abhaken und gleichzeitig schon das nächste Ziel vor Augen haben. Wir sollten in Ruhe und mit Muße das Gesehene und Erlebte aufarbeiten, reflektieren und verinnerlichen. Dadurch bekommt das Reisen eine neue Qualität, von der nicht nur wir profitieren, sondern auch die weniger belastete Umwelt.

Naturbelassene Flusslandschaft im Hochland von Angola

Ob eine quantitative Reise-Begrenzung oder gar gesetzliche Quotenregelung ein passendes Instrumentarium dafür bietet, vermag ich nicht zu beurteilen. Es wäre aber ein interessantes Gedankenexperiment, um bewussteres Reisen zu fordern und zu fördern.

Frage 6: Wie sieht für einen Abenteurer die Welt der Zukunft aus?

Für mich sind Abenteuerreisen ein wichtiger Gegenpol zu den noch so faszinierenden Lichtern der Großstädte. Ich gewinne fernab der unbestreitbaren Vorzüge unserer westlichen Welt den für mich notwendigen geistigen Abstand zu den Banalitäten des Alltags in Deutschland. Der Reiz abgelegener Destinationen liegt im bewussten Verzicht auf technische Errungenschaften und mediale Unterhaltung. Ruhe und Einsamkeit garantieren eine tiefgehende Entspannung für Körper, Geist und Seele, die ich dringend benötige, um meine innere Balance zu bewahren.

Wanderung auf den Spuren von Sir Ernest Shakleton auf Süd-Georgien in der Antarktis

In der reinen Wildnis fühle ich mich einfach wohl. Sie ist nicht mein Feind und ich empfinde sie nicht als verstörend, verängstigend oder gar bedrohlich. Erst fernab der Zivilisation kann ich mich ganz fallen lassen und spüre eine enge, fast spirituelle Verbindung zur Natur. Das ist ein wunderbares Gefühl, dass ich nie missen möchte.

Paradiesisch-zerklüftetes Gletschertal Pörsmörk nahe des Eyjafjallajökull-Vulkans auf Island

Ich plädiere dafür, Wildnisgebiete nicht nur zu erhalten, sondern bereits für den Massentourismus erschlossene Regionen bestmöglich zu renaturieren, so wie ja schon begradigte Flussläufe in ihren ursprünglichen Mäander-Zustand zurückversetzt werden. Die Errichtung weiterer Infrastruktur, wie Skilifte und Klettersteige in den Alpen, asphaltierte Straßen durch Savannengebiete oder immer neue Hotels in Regenwäldern, zerstören die Umwelt. Ich wünsche mir mehr ursprüngliche und ungebändigte Natur in Dschungel, Wüste und Hochgebirge.


Das zu Panama gehörende San Blas-Archipel in der  westlichen Karibik bietet unzählige Bilderbuch-Inselchen

Ich würde mir wünschen, dass Reiseveranstalter zukünftig derartige Tendenzen zunehmend berücksichtigen und Ihre Angebote entsprechend an unsere individuellen Bedürfnisse und an die Notwendigkeit der Erhaltung der Natur anpassen würden. Doch auch mir als bekennenden Vielreisenden ist in den letzten Jahren klargeworden, dass ich nicht überall auf der Welt persönlich gewesen sein muss, um sie in ihrer ganzen Schönheit und außerordentlichen Vielfalt zu erleben. Das wird mir derzeit besonders deutlich, wo ich zu Hause bleibend viele meiner früheren Reisen ganz gezielt aufbereite und quasi nochmals erlebe.